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Creator College: So wird man mit Comedy erfolgreich bei YouTube

Dan Gatzke

Die Produktionsfirma Gatzke Media veranstaltet in diesem Sommer zum dritten Mal ein Creator College für Webvideo-Macher:innen – inklusive Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW. Hier ist auch Comedy gefragt. Im Interview erklärt Produzent Dan Gatzke, worauf es bei YouTube ankommt, wie sich damit Geld verdienen lässt und wie man ins Creator College kommt.

Dan, du veranstaltest zusammen mit der Filmstiftung NRW in diesem Jahr zum dritten Mal das CREATOR COLLEGE. Was genau ist das?

Das CCNRW ist ein Förderprojekt von meiner Firma, der GATZKE.MEDIA. Wir sind ein Full Service Content Creator und suchen jedes Jahr neun Teilnehmer*Innen oder auch neun Zweier-Teams, die wir in einem fünftägigen Bootcamp und einer fünfmonatigen Aufbauphase an zwei weiteren Tagen in Köln fördern. Bei uns lernt man alles, was man als Webvideo-Creator benötigt, um erfolgreich zu lernen. Außer Talent, das müssen die Bewerber dann natürlich selbst mitbringen. In spannenden Workshops, Panels, Seminaren, Impulsvorträgen und Kamingesprächen stehen erfahrene Webvideo Creator*Innen wie Jonas Ems, Nathan Goldblat, Lisa Küppers, Tomatolix, Kiko und viele mehr als Mentor*innen mit Rat und Tat zur Seite. Das Projekt ist von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert, die wiederum auch alle Teilnehmer*innen unter bestimmten Voraussetzungen mit 6.000 Euro mit einem an das CCNRW gekoppelten Webvideo-Stipendium fördert. Alle Details dazu findet ihr auf der Webseite.

Und wer sollte sich dafür bewerben?

Du bist wohnhaft in Deutschland? Du bist mindestens 18 Jahre alt? Dein YouTube-Kanal hat min. 1.000 Abonnenten oder du hast als Creator mindestens 10.000 Follower auf TikTok, Instagram oder Snapacht und produzierst für einer der Plattfromen aktiv und regelmäßig Content? Wenn du jetzt noch in einem 2-minütigen Video erklären kannst, wieso gerade du am College angenommen werden solltest und wie deine Pläne für deine Webvideo-Zukunft der nächsten zwei Jahre sind, dann solltest du dich bewerben. Wir möchten hier keine Schranken setzen. Jeder der Talent hat, egal ob aus den Genres Food, Comedy, Education, Travel, Film, usw. sollte sich bewerben, wenn er ernsthaft als Webvideo-Creator durchstarten möchte. Das ist die Zielgruppe: “Jeder, der als Webvideo-Creator erfolgreich/er werden möchte”.

Wie sind eure Erfahrungen aus den ersten beiden Jahrgängen?

Es war gigantisch! Das war mit Abstand das schönste Projekt meines Lebens und wir haben wirklich coole Leute kennengelernt. Zugegeben, nicht jeder schafft es am Ende auch zum Webvideo-Star, weil natürlich auch noch eine Prise Glück dazu gehört. Aber einige unserer Talente haben wirklich gut Schlagzeilen gemacht. Dr. Flojo ist mit ihrem Medizin-Kanal für eine Staffel bei funk gelandet und moderiert jetzt Quarks beim WDR. Jacob von Breaking Labs hat wirklich großartige Projekte wie “YouTopia” oder den “Corna Livestream” zu Beginn der Pandemie mit Jens Spahn, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Cem Özdemir uva. Creator wie Lisa Küppers, Koray Tokmak (Kotoon) sind echte “Klick-Millionärin” auf TikTokund Instagram geworden und Creator wie Seltix und laurinspire haben ihre Abos und Views verdrei- und vierfacht. Ich nenne absichtlich die vier Creator als Beispie, weil sie zudem Jahr auch als Mentor*Innen beim CREATOR COLLEGE NRW am Start sind. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für euren Support, Leute!

Werfen wir nun mal einen allgemeinen Blick auf YouTube. Hierzu haben wir bereits im vergangenen Jahr ausführlich mit Dan gesprochen:

Was heißt Comedy im Zusammenhang mit Social Media?

Im besten Fall das gleiche wie in Film, TV oder auf der Bühne, nur mit dem feinen Unterschied, dass weltweit jederzeit das Publikum darauf kostenlos zugreifen kann. Denn YouTube oder generell Social Media hat die Power, Talente in den Comedy-Olymp zu katapultieren. Ein gutes Beispiel dafür ist Carl Josef. Ihr kennt nicht Carl Josef? Der kleine Junge im Rollstuhl bei NightWash. Allein auf dem YouTube Kanal von MySpass 6,5 Millionen Aufrufe.

Sind die Anforderungen an lustige Inhalte bei YouTube, TikTok und Co. andere als zum Beispiel im Fernsehen?

Ja! Ich mach das seit über zehn Jahren und tappe noch immer hier und da in die “TV-Falle”. Man denkt automatisch oft zu groß, zu komplex und am Ende hat man ein Projekt, was sich wirtschaftlich niemals tragen kann und schon zum Start viel zu zeitintensiv ist. Und mit “TV-Falle” meine ich nicht nur den zu hohen Aufwand hinter einem Projekt. Ich meine auch die – und gleich regen sich die ersten Fernsehleute auf – Arroganz zu glauben, dass das eigene Produkt oder in dem Fall den eigenen Content jeder sehen will. Im Web konkurriert man nicht nur mit ein paar Sendeplätzen, sondern mit Milliarden Videos. Algorithmen und die große Masse bestimmt, was erfolgreich wird. Dem sollte man sich bewusst sein bevor man startet.

Wenn ich mit einem eigenen Kanal erfolgreich sein will, braucht es ja bestimmt mehr, als ab und an ein Video mit einem Stand Up von mir? Was braucht es mindestens, um einen Kanal dauerhaft zum Erfolg zu bringen?

Erstmal Talent. Das eigene sollte man nicht von den Mama und Papa beglaubigen lassen, sondern von unabhängigen Menschen… im Idealfall seinem Schwiegervater in Spe. Denn der hasst dich, weil du seine kleine Prinzessin neulich im Kinderzimmer nebenan so laut gebumst hast, dass sein bester Kumpel zwei Häuser weiter ihn am nächsten Morgen darauf angesprochen hat. Wenn der über deinen Witz lacht, dann… dann hast du Talent! Und wenn du Talent hast, dann gebe ich noch ein kleines Webivideo-Rezept für zuhause mit auf den Weg. Das ist zwar noch lange nichts für die Sterneküche, aber für die erste kleine Imbissbude ein solider Plan:

  • Thumbnail und Titel müssen verdammt gut sein. Dein Video muss wie die geilste Bordellreklame der Welt funkeln und schon bei der Suche und der “Klick-Entscheidung” auf sich aufmerksam machen.
  • Starte dein Video mit einem Knall. Wenn du die Leute nicht in den ersten 3 Sekunden begeisterst, schalten sie weg.
  • Back erstmal kleine Brötchen mit Short-Content. Am besten auf allen Plattformen gleichzeitig wie TikTok, Instagram, YouTube Shorts, usw.
  • Lade regelmäßig, am besten täglich Content hoch. Manchmal reicht einfach nur ein guter kurzer Gag. Es muss kein ganzes Programm sein. Denke wirtschaftlich. Mach aus einem Stand-up-Programm von 10 min. 20 kleine Hochkantvideos.
  • Sobald du die Reichweite aufgebaut hast, kannst du auch problemlos längere YouTube Videos produzieren und einen soliden Kanal aufbauen, der wöchentlich Content veröffentlicht.

Neben der Reichweite wecken die Plattformen auch viele Begehrlichkeiten in Sachen Monetarisierung. Wie kann ich mit einem Kanal Geld verdienen?

Am Anfang gar nicht… aber das sollte im Idealfall am Anfang auch nicht die Motivation sein. Fokussiert euch auf das Thema Reichweite und perfektioniert euren Content. Der Rest kommt dann von ganz alleine. Aber das war nicht die Frage… Im besten Fall reichen die AdSense-Einnahmen von YouTube. Also die Werbeeinnahmen aus den Clips die vor euren Videos laufen, an denen man mitverdient. Dafür müsst ihr ein paar Mindestvoraussetzungen erfüllen. Sobald ihr Reichweite habt, werdet ihr aber auch für potentielle Brands als Werbepartner spannend. Das kann je nach Plattform schon ab 30.000 Views pro Video richtig spannend werden. Und dann gibt es noch viele andere kluge Business-Modelle. Die würden hier aber den Rahmen sprengen. Vielleicht machen wir ja mal ein Panel dazu?

Und über welche Größenordnungen reden wir da? Ab welchen Reichweiten lohnt sich das und wie viel Arbeit steckt drin?

Auch das hängt vom Inhalt ab. Wenn dein Content werbefreundlich ist – das entscheiden die Plattformen und nicht du – dann können Künstler die nicht gerade wie Rockstars leben auch schon mit ca. 1 Millionen Aufrufe pro Monat auf YouTube völlig unabhängig von anderen Jobs über die Runden kommen. Ich arbeite mit Künstlern zusammen bei denen die AdSense Einnahmen in besonders starken Monaten wie November, Dezember, auch mal 30.000 bis 50.000 Euro pro Monat abwerfen. Das ist alles möglich, aber nur mit richtig großer Reichweite. Und auch hier variiert der Arbeitsaufwand. Ich kenne Künstler die 7 Tage die Woche min. 14 Stunden am Tag dafür kämpfen und ich kennen Künstler die nebenbei zwei Stunden pro Tag dafür investieren. Kommt echt drauf an, was für Content ihr produziert.

Vielen Dank!

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